Sie ergänzt und aktualisiert damit die ersten beiden Teile des „Schwarzbuchs Wasser“, die deutschlandweit erstmalig Daten zur Wasserverschmutzung aus Bund und Ländern kompakt in einem übersichtlichen Dokument zusammenfassen. Im Fokus steht diesmal mit speziellem Blick auf Berlin, Düsseldorf und Nürnberg zum einen das Leitungswasser im städtischen Raum, das vor allem industrielle und pharmazeutische Rückstände aufweist. Zum anderen geht das Update anhand neuer Daten aus Nordrhein-Westfalen und Bayern auf die Kontamination des Wassers mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln ein und beleuchtet die Auswirkungen auf Leitungs-, Tafel- und Mineralwasser.
Die zentralen Ergebnisse:
- Leitungswasser im städtischen Raum:
- Der veröffentlichte Untersuchungsumfang der städtischen Wasserversorger schwankt stark; das pauschale Urteil, deutsches Leitungswasser habe „hervorragende Qualität“, ist so nicht zu halten.
- Das Leitungswasser vieler deutscher Großstädte enthält in zunehmendem Umfang Rückstände von Arzneimitteln und Industriechemikalien sowie Süßstoffe und Pflanzenschutzmittel: Im Wasserwerk Berlin-Tegel wurden 2018 beispielsweise 19 Arzneimittelsubstanzen nachgewiesenen.
- In Haus-Leitungswasserproben etlicher Großstädte finden sich laut einer Fraunhofer-Studie von 2018 zudem Keime, Nickel und Blei, teils weit oberhalb der für Leitungswasser geltenden Grenzwerte: Ein Fakt, der auf die zusätzliche Kontamination des Leitungswassers innerhalb der Hausleitungssysteme hinweist.
- Pestizide und Nitrat in der Fläche:
- Das Problem der Pestizid-Rückstände im deutschen Grundwasser hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft: In immer mehr Messstellen werden immer mehr Wirkstoffe und ihre Abbauprodukte gefunden. Innerhalb des letzten Untersuchungszeitraums der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser von 2013 bis 2016 wurden bundesweit in 57,5 Prozent aller Messstellen so genannte „nichtrelevante“ Metabolite gefunden – ein Anstieg um 11 Prozentpunkte seit der letzten Untersuchungsperiode.
- Auch in 80 Prozent der Leitungswasserproben aus 20 untersuchten Städten wurden laut Stiftung Warentest im Jahr 2019 Pflanzenschutzmittel- Rückstände gefunden.
- In nahezu allen bayerischen Leitungswasserproben lag laut der Tendenzstudie 2018 des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Nitratwert oberhalb von 10 mg/l. Damit überschritt das Leitungswasser fast flächendeckend den Grenzwert für Wasser, das zur Herstellung von Säuglingsnahrung geeignet ist.
- Die Zahl der Grundwasser-Messstellen mit Nitratbelastungen von mehr als 50 mg/l hat sich in Bayern nach Datenlage des Landesamtes von 2018 zwischen 2010 und 2017 mit einem Anstieg auf 10,2 Prozent fast verdoppelt.
- In Nordrhein-Westfalen beträgt der Anteil von Grundwasserkörpern in „schlechtem chemischen Zustand“ laut einer Veröffentlichung des WWF aus dem Jahr 2018 44,8 Prozent; 31,6 Prozent der Messstellen überschritten den gesetzlichen Grenzwert für Nitrat von 50 mg/l.
- Bei Grund- und Trinkwasser fehlen nach wie vor Grenzwerte für das Gros der Metabolite von Pestiziden sowie für Rückstände von Arzneimitteln und vielen Industriechemikalien. Die vorhandenen Grenzwerte berücksichtigen nicht die Risiken von Wechselwirkungen dieser Giftstoffe, wenn sie wie bei der Leitungswasseraufbereitung mit anderen Chemikalien in Kontakt kommen. Die gesundheitsschädigende Wirkung dieser Stoffe ist auch wegen dieser vielen möglichen Wechselwirkungen derzeit nicht abschätzbar.
- Die vollständige Beseitigung dieser Giftstoffe – insbesondere von Arzneimittelrückständen – ist bislang technisch nicht möglich.
Dr. Franz Ehrnsperger, Vorsitzender der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser: „Wenn die Natur gefährdet ist, sind wir es auch – daran erinnert uns alljährlich der Weltumwelttag. Der dritte Teil unseres Schwarzbuch Wasser zeigt wieder ganz deutlich, dass die Verschmutzung unseres wichtigsten Lebensmittels durch die Intensivlandwirtschaft, aber auch durch Rückstände aus der Industrie und Pharmazie dramatisch voranschreitet. Wir müssen unsere Wasservorkommen dringend besser schützen, kontrollieren und flächendeckend den wasserschonenden Ökolandbau voranbringen. Nur dann kann es gelingen, unsere Lebensgrundlagen auch für unsere Kindeskinder nachhaltig zu bewahren. Und genau dafür setzen wir von der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser uns jeden Tag aktiv ein.