Rund 2,3 Milliarden Kubikmeter Wasser –
so groß war die Menge des durch den Ökolandbau in Deutschland geschützten Wassers im Jahr 2021.
Das zeigt die Bio-Wasseruhr der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser. Die Bio-Wasseruhr gibt einen einfachen und schnellen Überblick darüber, in welchem Umfang die Ökolandwirtschaft in Deutschland durch den Verzicht auf Schadstoffe und die Förderung gesunder Böden zum Schutz der natürlichen Wasservorkommen beiträgt. Sie zeigt damit gleichzeitig, welche monetären Leistungen der Ökolandbau für die Gesellschaft erbringt, da dieses Wasser direkt vor Verunreinigungen geschützt ist und potenziell nicht durch teure Verfahren aufbereitet werden muss. Jeder geschützte Kubikmeter Wasser bedeutet also eingesparte Kosten.


Wie jeder Quadratmeter Ökolandbau das Wasser schützt
Nur Wasser, das als Niederschlag auf von Schadstoffen unbelastete Böden fällt, kann zur Bildung reiner Grundwasservorkommen beitragen. Ökolandwirte verzichten bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen auf synthetische Kunstdünger sowie auf Pestizide. Und was an Gift nicht ausgebracht wird, kann auch nicht ins Grundwasser gelangen.
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Die natürlichen Wasservorkommen, in deren Einzugsgebiet ökologisch gewirtschaftet wird, sind somit vor menschgemachten Schadstoffen geschützt.
Zur Berechnung des auf landwirtschaftlichen Flächen geschützten Wassers setzt die Bio-Wasseruhr deshalb drei Dinge ins Verhältnis:
1. die durchschnittliche Menge an Niederschlägen in Deutschland innerhalb eines Jahres,
2. die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland im entsprechenden Jahr sowie
3. die durchschnittliche Infiltrationsrate von Regenwasser in den Boden, also den Anteil des Wassers, das zur Neubildung des Grundwassers beiträgt. Im Jahr 2021 betrug die Menge des geschützten Wassers rund 2,3 Milliarden Kubikmeter. Damit verdeutlichen die Zahlen der Bio-Wasseruhr aber auch, dass für den flächendeckenden Schutz des Wassers in Deutschland noch großes Engagement nötig ist und wir den Ökolandbau weiter voranbringen müssen. Denn aktuell beträgt der Ökolandbau-Anteil an den deutschen Agrarflächen 10,9 Prozent.
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Schon wenig nutzt mehr
Die Bio-Wasseruhr setzt zur Berechnung des durch Ökolandbau geschützten Wassers aktuell eine sehr konservative Infiltrationsrate an, die auch für den konventionellen Landbau gilt. Dabei legen Studien beispielsweise des bundeseigenen Julius Kühn-Instituts nahe, dass jedes Plus an ökologisch bewirtschafteter Fläche überproportionale Vorteile für den Schutz der Böden und damit des Wassers hat, die den von der Bio-Wasseruhr angezeigten Wert nochmals deutlich vergrößern, wenn nicht sogar verdoppeln würden.
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Der Grund dafür ist einfach: Neben dem konsequenten Verzicht auf Ackergifte hat die ökologische Bewirtschaftung von Äckern nämlich eine weitere ganz wesentliche Eigenschaft: Da die Böden eine deutlich höhere biologische Vielfalt und lockerere Struktur aufweisen, erreichen sie in wissenschaftlichen Feldversuchen rund die doppelte Infiltrationsrate gegenüber konventionell bewirtschafteten Böden. Das Wasser sickert besser in den Boden ein und tritt ungehindert seinen Weg in das Grundwasser an. Mit anderen Worten: Jeder zusätzliche Quadratmeter Öko-Fläche trägt überproportional viel zur Neubildung von gutem Grundwasser bei. Überschwemmungen und Bodenerosionen, wie sie vielerorts nach starken Regenfällen auf den Äckern zu beobachten sind, sind auf Ökoflächen deutlich weniger ausgeprägt. Zugleich fördert der Ökolandbau den Humusaufbau und damit die CO2-Speicherfähigkeit sowie Fruchtbarkeit der Böden und steigert die Biodiversität.

Wirksamer Schutz statt teurer Aufbereitung
Was die Ökolandwirtschaft für den Wasserschutz konkret wert ist, taucht üblicherweise in keiner Rechnung auf. Tatsächlich lässt sich dieser Wert mit den Zahlen der Bio-Wasseruhr leicht abschätzen. Dazu reicht es, die Menge des durch Ökolandbau geschützten Wassers in Relation zu den üblichen Aufbereitungskosten für Leitungswasser in von Rückständen der Intensivlandwirtschaft geprägten Regionen zu setzen.
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So entstehen Wasserversorgern für die Reinigung des Wassers von Nitrat und Pestiziden zum Teil heute schon rund 65 Eurocent Kosten pro Kubikmeter, die von den Haushalten mit der Wasserrechnung bezahlt werden müssen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Aufbereitungskosten in von Agrochemie belasteten Gebieten stetig größer werden, denn mit der Ausbringung von immer mehr Schadstoffen auf den Äckern steigen auch die Anforderungen an die Wasseraufbereitung. Und letztlich kann die Wasseraufbereitung auch mit größtem Aufwand nur das tun kann, was schon begrifflich in ihr steckt: Sie macht das Wasser nicht komplett rein, sondern bereitet es so auf, dass gesetzliche Grenzwerte für die enthaltenen Schadstoffe eingehalten werden. Hier gilt das von der Zukunftskommission Landwirtschaft angesetzte Verhältnis: Die „Reparatur“ von Ökoschäden ist etwa zehnmal teurer als der Aufwand, der für deren Vermeidung anfällt. Der Ökolandbau bewahrt die Gesellschaft somit vor erheblichen Kosten: Das Wasser, das gar nicht erst verschmutzt wird, muss auch nicht teuer aufbereitet werden.

Der Mehrwert für die Gesellschaft
Der gesellschaftliche Nutzen des Ökolandbaus für gutes Wasser lässt sich besonders gut veranschaulichen, wenn er auf einen einzelnen Beispiel-Ökolandbau-Betrieb in einer ansonsten von Kunstdünger- und Pestizideinsatz geprägten Region bezogen wird: Ein solcher 100 Hektar großer Hof schützt nach den Werten der Bio-Wasseruhr rund 129.000 Kubikmeter Wasser, das pro Jahr als Niederschlag auf den Acker fällt und in den Boden einsickert.
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Damit entlastet ein solcher Beispielbetrieb seinen regionalen Wasserversorger um die Aufbereitung dieser Menge Wasser. Bei einem Aufbereitungspreis von 65 Eurocent pro Kubikmeter Wasser ergibt sich ein konkreter Gegenwert von rund 84.000 Euro bzw. 840 Euro pro ökologisch bewirtschaftetem Hektar.
Für eine vierköpfige Familie mit durchschnittlichem Wasserverbrauch bedeutet dies konkret, dass sie pro Jahr rund 122 Euro an Kosten sparen könnte, wenn alle Bauern im Einzugsgebiet Ihres Wasserversorgers ökologisch wirtschaften würden.
Es ist Zeit zu handeln
Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel – ohne sauberes Wasser können kein Mensch, kein Tier und keine Pflanze auf diesem Planeten überleben. Und viele haben sauberes Wasser sehr lange als Selbstverständlichkeit betrachtet.
Doch das hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt: Wir erleben heute Dürresommer und dass die Wasserversorger technisch immer anspruchsvollere und damit auch teurere Verfahren anwenden müssen, um das Leitungswasser einigermaßen von immer mehr menschgemachten Schadstoffen befreien zu können.
Das alles zeigt uns: Reines Wasser ist auch in unserem Land längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Es ist höchste Zeit zu handeln, wenn wir das wichtigste Lebensmittel auch für kommende Generationen in bester Qualität sichern wollen. Es darf nicht sein, dass wir es durch den leichtfertigen Einsatz von Schadstoffen in Industrie und Intensivlandwirtschaft in Gefahr bringen. Deshalb müssen wir genau hinschauen und den Eintrag von Chemie in das Wasser von Anfang an unterbinden.
Mit anderen Worten: Wir müssen endlich konsequent sein, aktiv gegensteuern und das bewährte Mittel nutzen, das uns für den Schutz natürlicher Wasservorkommen heute schon zur Verfügung steht: der ökologische Landbau, der auf künstliche Düngemittel und Pestizide konsequent verzichtet.
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Wenn wir diesen flächendeckend voranbringen, sorgen wir automatisch für reines Wasser. Zwar hat die Politik bereits das Ziel von 30 Prozent Anteil des Ökolandbaus an den landwirtschaftlichen Flächen im Jahr 2030 vorgegeben. Doch liegt noch ein weiter Weg vor uns, denn die Zahl der ökologisch bewirtschafteten Flächen muss sich in den kommenden acht Jahren etwa verdreifachen, um dieses Ziel zu erreichen. Und das kann erst ein Anfang sein, denn im Sinne des konsequenten Wasserschutzes brauchen wir in den Einzugsgebieten der wichtigen Trinkwasservorkommen schnellstmöglich 100 Prozent ökologischen Landbau.
Mit der Bio-Wasseruhr zeigen wir, die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser, anhand von konkreten Zahlen, wie der Ökolandbau heute schon das Wasser in Deutschland schützt. Zudem liefert die Bio-Wasseruhr mit den ermittelten Wassermengen erstmals Werte, die sich einfach ins Verhältnis zu den üblichen Aufbereitungskosten für Leitungswasser setzen lassen. Damit lässt sich konkret in Euro ausdrücken, was wir als Gesellschaft durch den Ökolandbau heute schon einsparen, weil das Wasser im Umfeld ökologischer Flächen nicht mehr von Pestiziden und Co. gereinigt werden muss.
Zugleich sind die Zahlen der Wasseruhr aber auch ein drängender Verweis darauf, dass wir zum flächendeckenden Schutz des Wassers noch einen Weg zu gehen haben und den Ökolandbau weiter aktiv voranbringen müssen.
Gemeinsam arbeiten wir daran, dass sich die Zahlen der Bio-Wasseruhr zum Wohle von Mensch und Natur kontinuierlich erhöhen.

„Reines Wasser ist auch in unserem Land längst keine Selbstverständlichkeit mehr.“
Manfred Mödinger
Vorstand der Qualitätsgemeinschaft
Bio-Mineralwasser
Geschütztes Wasser im zeitlichen Verlauf
Die Entwicklung des durch Ökolandwirtschaft geschützten Wassers in Deutschland seit dem Jahr 2000 in Mrd. Kubikmetern.
Quellen: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Strukturdaten zum ökologischen Landbau; Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung, Strukturdaten Ökolandbau
Quellen: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Strukturdaten zum ökologischen Landbau; Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung, Strukturdaten Ökolandbau
Weitere Informationen

Der Status Quo der Wasserverschmutzung: Das Schwarzbuch Wasser
Die natürlichen Wasservorkommen in Deutschland sind stark gefährdet und befinden sich in teils katastrophalem Zustand. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Teil des „Schwarzbuchs Wasser“ der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser. Mit dem Schwarzbuch bietet die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser regelmäßig eine Übersichtsstudie zum Zustand des deutschen Grund- und Leitungswassers. Die aktuelle Ausgabe stellt einmal mehr erhebliche Belastungen mit Nitrat und Pestiziden sowie großflächige Verunreinigungen durch perfluorierte Chemikalien und Arzneimittelrückstände fest.
Der gesellschaftliche Mehrwert des ökologischen Landbaus für gutes Wasser
Engagement für den Wasserschutz: Die Bio-Wasserbauern für gutes Wasser

Daten und Fakten zur Bio-Wasseruhr
Die wesentlichen Grundlagen zur Bio-Wasseruhr und zum gesellschaftlichen Nutzen des geschützten Wassers
Wie errechnet sich der Wert des durch Ökolandbau geschützten Wassers?
Der Berechnung der Menge des durch Ökolandwirtschaft geschützten Wassers liegen drei Werte zugrunde: die durchschnittliche Menge an Niederschlägen in Deutschland innerhalb eines Jahres, die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland im entsprechenden Jahr sowie die durchschnittliche Infiltrationsrate von Regenwasser in den Boden. Für die Angaben zum Jahr 2021 dienen folgende Werte: ca. 1,8 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftete Flächen (Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung), 805 Liter Niederschläge pro Quadratmeter (Quelle: Umweltbundesamt) und eine durchschnittliche pauschale Infiltrationsrate von 16 Prozent (Quellen: Bayerisches Landesamt für Umwelt und Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg).
Wie errechnet sich der Wert des durch Ökolandbau geschützten Wassers?
Der Berechnung der Menge des durch Ökolandwirtschaft geschützten Wassers liegen drei Werte zugrunde: die durchschnittliche Menge an Niederschlägen in Deutschland innerhalb eines Jahres, die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland im entsprechenden Jahr sowie die durchschnittliche Infiltrationsrate von Regenwasser in den Boden. Für die Angaben zum Jahr 2021 dienen folgende Werte: ca. 1,8 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftete Flächen (Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung), 805 Liter Niederschläge pro Quadratmeter (Quelle: Umweltbundesamt) und eine durchschnittliche pauschale Infiltrationsrate von 16 Prozent (Quellen: Bayerisches Landesamt für Umwelt und Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg).
Wie errechnet sich der Mehrwert des Biolandbaus für den Wasserschutz?
Schon allein für die Nitratreduzierung in einem Kubikmeter Leitungswasser fallen nach einem Gutachten des Bundes der Energie- und Wasserwirtschaft 0,40 Euro an (Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft). Die Bio-Wasseruhr nutzt diesen Wert, wobei zu berücksichtigen ist, dass Berechnungen anderer Institutionen von teils deutlich höheren Kosten für die Nitratreduzierung ausgehen. Für die Reduzierung von Pestiziden und deren Abbauprodukten in einem Kubikmeter Leitungswasser fallen verschiedenen Praxisbeispielen zufolge Kosten von 0,25 Euro an. Die Aufbereitungskosten addieren sich somit auf 0,65 Euro pro Kubikmeter Wasser. Diese Zahl entspricht dem Mittelwert einer Studie des Umweltbundesamts zu landwirtschaftlichen Kosten der Nitratbelastung für die Wasserwirtschaft (Quelle: Umweltbundesamt).
Mit der Zunahme der Schadstoffe im Wasser ist damit zu rechnen, dass die Aufbereitungskosten in Zukunft weiter zunehmen werden. Angesichts zusätzlicher Verunreinigungen etwa durch Arzneimittelrückstände oder perfluorierte Chemikalien planen bereits viele Stadtwerke eine zusätzliche Reinigungsstufe in ihre Wasseraufbereitung ein, die generell mit Investitionen in Höhe mehrerer Millionen Euro verbunden ist. Diese Investitionen schlagen sich letztlich in den vielerorts steigenden Wasseraufbereitungskosten für die Allgemeinheit nieder.
Wie errechnet sich die genannte Ersparnis für eine vierköpfige Familie?
Wie wird die Menge des Niederschlags für die Neubildung von Grundwasser ermittelt?
Der Bio-Wasseruhr liegt zur einfachen Vergleichbarkeit eine pauschale Infiltrationsrate der Niederschläge in den Boden von durchschnittlich 16 Prozent zugrunde. Dieser Wert leitet sich von Veröffentlichungen des Bayerischen Landesamts für Umwelt sowie der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg ab. Demnach werden 16 Prozent der Niederschläge von den Böden aufgenommen und gespeichert, so dass sie der Neubildung von Grundwasser zur Verfügung stehen. Das restliche Niederschlagswasser verdunstet oder wird von den angebauten Pflanzen benötigt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Infiltrationsrate auf ökologisch bewirtschafteten Flächen in der Praxis tatsächlich höher ausfällt als auf konventionell bewirtschafteten Flächen (Quelle: Julius Kühn-Institut, „Vergleichende Untersuchungen der Infiltrationseigenschaften von konventionell und ökologisch bewirtschafteten Böden, Mai 2009).