- Bio-Wasseruhr der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser zeigt Nutzen der Ökolandwirtschaft für den Wasserschutz und die Wasserspeicherung bei Dürre sowie Starkregenereignissen in Deutschland
- Metastudie des Thünen Instituts belegt, dass die Regenaufnahme bei ökologisch bewirtschafteten Böden um 137 Prozent höher ist
Die deutsche Ökolandwirtschaft hat im Trockenjahr 2022 über 2,7 Milliarden Kubikmeter Wasser geschützt. Dies zeigt die Bio-Wasseruhr der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser auf Basis neuester Daten. Die Bio-Wasseruhr bietet unter www.bio-wasseruhr.de einen schnellen Überblick darüber, was der Ökolandbau für den Wasserschutz erreicht und welchen ökonomischen sowie ökologischen Mehrwert die Bio-Landwirte damit zugunsten der Gesellschaft erwirtschaften.
Die aktuellen Werte der Bio-Wasseruhr für das Gesamtjahr 2022 sehen so aus:
- 2,7 Milliarden Kubikmeter Wasser hat der Ökolandbau durch seinen konsequenten Verzicht auf alle Ackergifte vor Pestiziden, Kunstdüngern und anderen Chemikalien geschützt und sauber in die Grundwasserspeicher einsickern lassen.
- 11,2 Prozent der deutschen Agrarflächen waren Ökolandbauflächen und trugen so zur Sicherung reiner Wasservorkommen für kommende Generationen bei (2021: 10,9 Prozent, 2010: 5,9 Prozent, 2000: 3,2 Prozent).
- Mit 669 mm 669 Liter pro Quadratmeter lag die durchschnittliche Regenmenge in Deutschland im Trockenjahr 2022 deutlich unter dem Vorjahr (809 mm). Umso wichtiger ist gerade für die sich abzeichnenden kommenden Dürrejahre, dass der im Mittel geringe, zunehmend aber auch in Form von Starkregenereignissen auftretende Niederschlag über ökologisch bewirtschaftete Böden wenigstens zu einem großen Teil und sauber den Weg ins Grundwasser findet.
- Der Beitrag des ökologischen Landbaus zur nachhaltigen Grundwassersicherung ist dabei noch höher als bisher angenommen: Eine Metastudie des Thünen-Instituts zeigt für 28 ausgewertete Studien im Durchschnitt eine um 137 Prozent höhere Regenaufnahme in Böden ökologischen Landbaus gegenüber konventionell bewirtschafteten Böden.[1] Mit ihrer mehr als doppelt so hohen Regenaufnahme wirken Ökoböden wie ein Schwamm und tragen so auch zum Hochwasserschutz bei plötzlichen Starkregenereignissen bei.
- Mit jedem Hektar ökologisch bewirtschaftetem Boden spart die Gesellschaft rechnerisch zudem bis zu 960,00 Euro jährliche Wasseraufbereitungskosten. Denn dieser Betrag fällt in den von Nitrat und Pestiziden belasteten Gebieten zum Teil schon heute für die Aufbereitung jedes Kubikmeters Wasser an und muss dort von der Allgemeinheit mit der Wasserrechnung bezahlt werden.
Manfred Mödinger, geschäftsführender Vorstand der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e. V.: „Die Bio-Wasseruhr belegt, was gegen die Wasserkrise tatsächlich hilft: Ökolandbau. Er sorgt nachweislich dafür, dass mehr Wasser vom Boden aufgenommen und unbelastet von Pestiziden etc. seinen Weg ins Grundwasser findet. Außerdem schützt er so gleichzeitig gegen Überschwemmungen bei Starkregenereignissen. Schon rund 30 Prozent Ökolandbau in Deutschland, also der Zielwert der Bundesregierung, würden rechnerisch reichen, um künftigem Grundwassermangel wirksam vorzubeugen und auch kommenden Generationen sauberes Wasser zu sichern sowie Wetterextreme abzumildern. Wir müssen es nur ernsthaft anpacken.“
Doppelter Wasserschutz durch Ökolandwirtschaft
Bio-Betriebe verzichten bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen konsequent auf künstliche Düngemittel sowie auf Pestizide und andere Ackergifte. Das bedeutet, dass Schadstoffe gar nicht erst ausgebracht werden und deshalb auch nicht ins Grundwasser einsickern können. Die natürlichen Wasservorkommen, in deren Einzugsgebiet ökologisch gewirtschaftet wird, sind somit bestmöglich vor menschgemachten Schadstoffen geschützt. Ökologische Flächen besitzen eine weitere wesentliche Eigenschaft, die jeden Quadratmeter Ökolandbau zu einem wertvollen Beitrag für den Trinkwasserschutz machen. Da die Böden eine deutlich höhere biologische Vielfalt und damit eine lockere Struktur aufweisen, erreichen sie laut diverser Studien rund die doppelte, laut jüngsten Zahlen des Thünen Instituts sogar ein um rund 137 Prozent höhere Regenaufnahme gegenüber konventionell bewirtschafteten Böden.[2]Das Regenwasser sickert besser in den Boden ein und der Teil, der nicht von den Pflanzen aufgenommen wird oder verdunstet, kann ungehindert seinen Weg in das Grundwasser antreten.
Das durch Bio-Landwirtschaft geschützte Wasser im zeitlichen Verlauf (in Milliarden Kubikmetern):
Die Werte der Bio-Wasseruhr
Zur Berechnung des auf landwirtschaftlichen Flächen geschützten Wassers setzt die Bio-Wasseruhr auf Basis amtlicher und ergänzender wissenschaftlicher Daten drei Dinge ins Verhältnis: 1. die durchschnittliche Menge an Niederschlägen in Deutschland innerhalb eines Jahres[3], 2. die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland im entsprechenden Jahr bzw. deren Anteil[4] sowie 3. die durchschnittliche Grundwasserneubildungsrate auf ökologisch bewirtschafteten Flächen[5]. Letztere wird wegen der im Vergleich weit höheren Regeninfiltrationsrate auf Ökoflächen – äußerst konservativ – mit 22 Prozent angesetzt, während für konventionelle Böden lediglich von einer Grundwasserneubildungsrate von 16 Prozent[6] ausgegangen werden kann.
Zur Berechnung des monetären Mehrwerts für die Gesellschaft legt die Bio-Wasseruhr direkt die Kosten zugrunde, die bei Wasserversorgern bei der Aufbereitung eines Kubikmeters von Nitrat und Pestiziden belasteten Wassers anfallen und die von den Haushalten ansonsten mit der Wasserrechnung bezahlt werden müssen.[7] Dies sind aktuell etwa 65 Eurocent pro Kubikmeter. Dieser Kostenblock wird allerdings stetig größer, denn mit der Ausbringung von immer mehr Schadstoffen auf den Äckern steigen auch die Anforderungen an die Wasseraufbereitung. Wobei zu berücksichtigen ist, dass die Aufbereitung genau das tut, was schon begrifflich in ihr steckt: Sie macht das Wasser nicht komplett rein, sondern bereitet es so auf, dass gesetzliche Grenzwerte für die enthaltenen Schadstoffe eingehalten werden. Der Wasserschutz durch Ökolandwirtschaft dagegen sorgt dafür, dass das Wasser gar nicht erst verschmutzt wird.
Über die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V.
Die Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V. setzt sich seit 2008 ein für einen behutsamen Umgang mit unserem wichtigsten Lebens-Mittel, dem Wasser. Sie wacht über die Richtlinien für das von ihr vergebene Qualitätssiegel „Bio-Mineralwasser“ und sensibilisiert Branche und Verbraucher für die Problematik der zunehmenden Wasserverschmutzung. Mitglieder der Qualitätsgemeinschaft sind u.a. die Bio-Anbauverbände Bioland, Demeter, Naturland und Biokreis sowie der Bundesverband Naturkost Naturwaren und die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller. Um das Bio-Mineralwasser-Siegel der Qualitätsgemeinschaft zu erlangen, müssen Mineralbrunnen den Verbrauchern ein Höchstmaß an Qualität und Transparenz sowie Nachhaltigkeit garantieren. Die dafür geltenden Richtlinien werden laufend an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst. Ihre Einhaltung überwacht die staatlich zugelassene Biokontrollstelle Kiwa BCS Öko-Garantie GmbH. Als bundesweit erstes Bio-Mineralwasser wurde bereits 2009 das „BioKristall“ des Bio-Pioniers Neumarkter Lammsbräu zertifiziert, es folgten Ensinger in Baden-Württemberg (Ensinger Gourmet), Voelkel in Niedersachsen (BioZisch-Limonade) Lammsbräu (now-Limonade), die Rheinsberger Preussenquelle aus Brandenburg, die Johann Spielmann GmbH aus Nordrhein-Westfalen (Landpark Bio-Quelle), Bad Dürrheimer aus Baden-Württemberg, Labertaler Heil- und Mineralquellen aus Bayern (Stephanie Gourmet), Carolinen Brunnen aus Nordrhein-Westfalen, Vilsa Brunnen aus Niedersachsen, die Getränkegruppe Hövelmann aus Nordrhein-Westfalen (Urquell Bio-Mineralwasser, Rheinperle Bio Limo leicht, Römerwall NaturBrunnen), die Molkerei Gropper aus Bayern (rieser Urwasser) sowie das Start-up Untouched National Park Water.
[1] Thünen Report 65, S.179ff., abrufbar unter https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_65.pdf
[2] Siehe zur höheren Infiltrationsleistung von Ökoflächen beispielsweise Julius Kühn-Institut, Vergleichende Untersuchungen der Infiltrationseigenschaften von konventionell und ökologisch bewirtschafteten Böden, Mai 2009 sowie Thünen Report 65, S. 179ff., abrufbar unter https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_65.pdf.
[3] Deutscher Wetterdienst, „Mittlere jährliche Niederschlagshöhe in Deutschland 1881 bis 2020“, abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/bild/mittlere-jaehrliche-niederschlagshoehe-in
[4] Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung, Strukturdaten Ökolandbau, abrufbar unter https://www.ble.de/DE/Themen/Landwirtschaft/Oekologischer-Landbau/_functions/StrukturdatenOekolandbau_table.html; Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Strukturdaten zum ökologischen Landbau, abrufbar unter https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/oekologischer-landbau#:~:text=Die%20Strukturdaten%20zum%20%C3%B6kologischen%20Landbau,Fl%C3%A4che%20betrug%2010%2C3%20Prozent.
[5] Siehe Fußnote 1 und 2.
[6] Siehe hierzu die Angaben in Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, „Grundwasserüberwachungsprogramm. Ergebnisse 2018 und 2019“, abrufbar unter https://pudi.lubw.de/detailseite/-/publication/10189 .
[7] Angaben laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW, Gutachten zur Berechnung der Kosten zur Sicherung der Trinkwasserbereitstellung, abrufbar unter https://www.bdew.de/media/documents/20170113_BDEW_Gutachten_Nitrat_final.pdf, Umweltbundesamt, Landwirtschaftlich verursachte Kosten zur Sicherung der Trinkwasserbereitstellung, abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/quantifizierung-der-landwirtschaftlich-verursachten sowie Umweltbundesamt, Factsheet Wie viel zahlen Trinkwasserkunden für die Überdüngung, abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/dokumente/factsheet_kosten_nitrat_trinkwasser_0.pdf